Die Kultur eines Unternehmens entscheidet maßgeblicher als jeder andere Faktor über den wirtschaftlichen Erfolg der Organisation – eine wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, die gerade im Zeitalter der Digitalisierung und der damit einhergehenden, bisweilen tiefgreifenden Veränderungen in Unternehmen mehr denn je als entscheidende Einflussgröße auf oberster Management-Ebene beschrieben, beobachtet, bewertet und gesteuert werden muss.
Und doch wird kaum eine andere Einflussgröße weniger beachtet als die Kultur einer Organisation. In Strategieprozessen sträflich vernachlässigt, im Alltag als „Esoterik“ stigmatisiert, im Diskurs als nicht von oben steuerbar abgetan und in der persönlichen Reflexion als zu wenig greifbar für eine ausreichende Management Attention ins zweite oder dritte Glied zurückversetzt, werden Ressourcen und Aufmerksamkeit in Unternehmen nahezu ausschließlich auf „management-nähere“ Aufgaben und Themen gerichtet. Das aktuelle Management-Verständnis in zu vielen Unternehmen bietet keinen Platz für Kultur, sondern nur für harte Fakten, für Effizienz- und Effektivitätssteigerung und ggf. für das schnelle Uplift definierter Quoten und KPI, die auch der persönlichen Erfolgsgeschichte schnell relevante Kapitel hinzufügen.
Doch dass die Kultur massiv bestimmt, ob angestoßene Veränderungen und Programme in einer Organisation erfolgreich sind, ob Ansätze der Digitalisierung von der Organisation angenommen oder verhindert werden, ob Sales und/oder Service in einer überzeugenden Art und Weise erfolgreich „gelebt“ werden oder ob es eine Identifikation mit der Marke gibt, davor werden die Augen zu häufig verschlossen und damit den eigenen Zielen und Motiven ein selbstgewähltes Hindernis in den Weg gestellt. Gerade in der aktuellen Zeit, in der viele Märkte und Organisationen unsicheren Zeiten entgegengehen, in der kluge und weitsichtige Management-Entscheidungen gefordert sind, kann und darf die Kultur einer Organisation nicht mehr nicht Berücksichtigung finden.
Doch welchen Beitrag muss die Kultur dafür leisten, um mehr Aufmerksamkeit im Management zu bekommen? Sie muss vor allem aus der „Esoterik-Ecke“ heraus: sie muss zeigen, dass sie pragmatisch ist, dass sie „anfassbar“ ist, dass sie steuerbar ist – denn nur dann wird sie den dringend benötigten Status einer strategisch-relevanten Steuerungsgröße erhalten.