"Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel." – dieses Zitat trifft bei der Wahl der richtigen Technologie-Basis für Webprojekte häufig zu. Viele Anwender setzen klassische Content-Management-Systeme auch dann ein, wenn Umfang und Änderungsfrequenz eines Projektes dies nicht erfordern. Der Aufwand, ein CMS aufzusetzen, einzurichten, abzusichern und natürlich regelmäßig zu warten, egalisiert dann den Nutzen und die Vorteile eines solchen Systems. In vielen Fällen führt es sogar zu erhöhtem Aufwand und zu Mehrkosten. Doch welche Alternativen zum klassischen CMS stehen Anwendern überhaupt zur Verfügung, und welche Technologie passt zu welchem Szenario?
Das richtige CMS für jeden Einsatzzweck
Typ 1 – klassische Content-Management-Systeme
Wenigstens eines der vielen klassischen Content-Management-Systeme kennt jeder Online-Marketer und Content-Redakteur. WordPress, Drupal, TYPO3 oder auch Joomla heißen die prominenten Platzhirsche dieser Kategorie. Sowohl das Frontend, also das, was der Besucher sieht, als auch das Backend – die administrative Oberfläche – werden von diesen Systemen bereitgestellt oder generiert. Damit bieten diese Systeme alle Komponenten aus einer Hand, und können den Inhalt über CMS-kompatible Themes auch im gewünschten Design ausliefern.
Der große Vorteil solcher Systeme ist offensichtlich. Auf der Administrationsoberfläche können Content-Redakteure ohne jegliche Erfahrung in einer Auszeichnungs- oder Programmiersprache Seiten ins Netz stellen und pflegen. Außerdem lassen sich Inhalte ohne großen Aufwand dynamisch ausspielen und generieren. Die riesige Auswahl an kostenfreien Plugins und Erweiterungen ermöglicht es auch Laien, auf einfache Art und Weise relativ komplexe Webseiten und Projekte umzusetzen.
Diese große Freiheit hat natürlich nicht nur Vorteile. Der Inhalt und seine Darstellung sind häufig stark miteinander verwoben. Auch müssen solche Systeme wie jede andere Software regelmäßig gewartet und auf dem neuesten Stand gehalten werden. Ansonsten droht die Website schnell, Opfer von Hackerangriffen zu werden. Bekannte Vertreter klassischer CMS: WordPress, Drupal, TYPO3, Joomla.
Typ 2 – Static-Site-Generators (SSG)
Während klassische Content-Management-Systeme die einzelnen Seiten beim Aufruf dynamisch anhand von Inhalten aus einer Datenbank auf dem Server generieren, verlegen so genannte Static-Site-Generators diesen Schritt auf die lokale Maschine des Entwicklers.
Bevor die Website also ihren Weg auf den Webserver findet, wird ein Prozess angestoßen, der die gesamte Website und ihre Unterseiten vorab generiert. Die so erstellen Dateien werden einfach auf den Webserver geladen und liegen damit "statisch" auf Abruf bereit. Dieses Verfahren kann Inhalte in jeglicher Form verarbeiten und als Seiten bereitstellen. Das können einfache Dateien (z.B. Markdown, JSON, o.ä.) oder auch externe APIs (z.B. eines Headless CMS, o.ä.) sein, auf deren Basis die Inhalte generiert werden.
Solche Generatoren bieten viele Vorteile. Erstens eine sehr gute Performance, zumal die Seiten bereits vorab generiert vorliegen und nicht dynamisch vom CMS erstellt werden müssen. Zweitens die hohe Sicherheit bei geringen Wartungskosten. Und drittens viel Gestaltungsfreiheit für Frontend-Entwickler. Außerdem muss kein CMS eingerichtet, angepasst und abgesichert werden. Das spart eine Menge Entwicklungsaufwand.
Nachteile von SSG liegen auf der Hand. Meistens gibt es keine grafische Oberfläche für Redakteure, um Inhalte zu pflegen, zu verändern oder hinzuzufügen. Damit wird für jede Änderung, ob technisch oder inhaltlich, meistens ein Entwickler benötigt. Zusätzlich müssen dynamische Dienste wie etwa Formulare über externe Dienste und Schnittstellen eingebunden werden. Folgende Static-Site-Generators sind einen Blick wert: Jekyll, Next.js, Hugo und GatsbyJS.
Typ 3 – Headless CMS
Warum nicht einfach das Beste aus beiden Welten miteinander vereinen? Ein Headless CMS ist ein Content-Management-System, in dem Marketer und Redakteure Inhalte verwalten und pflegen können – ganz wie in einem klassischen CMS. Von Wordpress & Co. unterscheidet es sich dadurch, dass es kein Frontend mitliefert. Die Inhalte werden also nur über eine Schnittstelle (API) zur Verfügung gestellt.
Auf diese Schnittstelle können ganz verschiedene Kanäle zugreifen, etwa e eine Website, die eigene App oder auch das Intranet. Darin liegt die große Stärke eines Headless CMS. Beispielsweise kann ein Static-Site-Generator genutzt werden, um ein sicheres und schnelles Frontend zu bauen, welcher dann automatisch mit Inhalten aus einem Headless CMS versorgt wird. Dadurch erhält man die gleiche Dynamik wie mit einem klassischen CMS.
Außerdem genießen Entwickler den Vorteil, dass Sie das Frontend für die Website komplett frei gestalten und programmieren können. Zusätzlich können das Backend und das Frontend unabhängig voneinander weiterentwickelt oder sogar getauscht werden, ohne gleich beide Komponenten wechseln zu müssen. Mächtige und teils kostenfreie Headless Content-Management-Systeme sind Strapi, Cockpit, Prismic oder auch Contentful.
Welche Auswahlkriterien gibt es bei der Wahl der richtigen Technologie?
Bevor man sich für eine der Technologien oder deren Kombination entscheidet, sollten Anwender Kriterien festlegen, nach denen sie das passende Systeme auswählen.
1. Änderungsfrequenz
Wie häufig werden Inhalte verändert oder neuer Content bereitgestellt – eher wöchentlich, monatlich oder noch seltener? Je nach Änderungsfrequenz lohnt sich der Aufbau und die Konfiguration eines Content-Management-Systems häufig nicht. Dann ist eine statische Seite die günstigere und sinnvollere Alternative.
2. Sicherheit
Ein Content-Management-System erfordert, wie jede andere Software auch, regelmäßige Updates. Besonders wichtig sind in diesem Kontext die Sicherheitsupdates, die gefährliche Lücken im System schließen. Denn sollte Ihr CMS inklusive persönlicher Daten, die Sie möglicherweise über ein Formular gesammelt haben, gekapert, und die Daten gestohlen werden, ist das nicht nur ärgerlich, sondern ebenfalls fahrlässig. Nutzen Sie dagegen einen Static Site Generator, ist die Übernahme Ihrer eigentlichen Website in der Form nicht möglich. Schließlich gibt es kein System, das gehackt werden kann.
3. Performance
Bei klassischen CM-Systemen wird die aufgerufene Seite bei jedem Aufruf vom System erstellt. Dieser Prozess benötigt natürlich Zeit – während bei statischen Seiten die komplette, angeforderte Seite schon vorab generiert wurde, und deshalb in den meisten Fällen auch die deutlich bessere Performance bietet.
4. Umfang und Funktionen
Wie viele Seiten und Seitentypen wird das Webprojekt haben? Welche besonderen Funktionen wie Kundenlogin oder selbstentwickelte Anbindungen an andere Systeme werden benötigt? Je größer der technische oder inhaltliche Umfang, desto eher kommt ein Content-Management-System oder sogar eine Eigenentwicklung statt einer statischen Seite infrage.
Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen
Natürlich lassen sich ohne ein genaues Briefing keine verbindlichen Vorschläge abgeben. Dennoch wollen wir hier anhand einiger typischen Anwendungsfälle aus der Praxis grob die Richtung andeuten, wohin die Technologie-Auswahl in welchem Szenario gehen sollte.
Landingpages
Oberste Priorität einer Landingpage hat in den meisten Fällen die Conversion. Grundvoraussetzung ist eine perfekt für diesen Zweck gestaltete Seite mit der bestmöglichen Performance. Nichts sorgt für mehr Abbrüche als eine langsame Seite, bei der nach einem Klick auf eine Anzeige mehrere Sekunden lang nichts passiert. Aus diesem Grund bieten sich eigens entwickelte statische Seiten bestens für Landingpages an.
Microsites und kleinere Websites
Für Microsites und kleinere Websites mit wenigen Unterseiten oder dynamischen Funktionen empfehlen sich ebenfalls statische Seiten. Meist ist die Änderungsfrequenz auf kleinen Seiten gering, ihr Umfang ist es ebenfalls. Unter diesem Umständen sollte man sich
die kostenintensive Wartung eines klassischen Content-Management-Systems sparen. Soll die Seite dennoch von Content-Redakteuren gepflegt werden, ist ein Headless CMS ebenfalls eine gute Wahl.
Mittlere Websites für KMU
Klassische Websites, auf denen Marketingverantwortliche in regelmäßigen Abständen Inhalte aktualisieren und beispielsweise einen Blog oder Newsbereich pflegen und eventuell sogar einen eigenen Kundenbereich bereithalten, sind mit einem klassischen Content-Management-System auf der sicheren Seite. Diese ermöglichen es, Inhalte auch ohne Programmiererfahrung zu pflegen, verschiedene dynamische Elemente einzubauen und auch Anbindungen an externe Systeme zu realisieren. Die Pflege und Wartung eines solchen Systems sollte idealerweise trotzdem von Profis übernommen werden.
Enterprise-Projekte
Häufige Änderungen an Inhalten, Schnittstellen zu CRM- oder Bewerbersystemen, Kundenbereiche, das Ausspielen von Inhalten auf verschiedenen Kanälen wie Websites, Intranet oder App und viele weitere Funktionen werden häufig in Enterprise-Projekten benötigt. Diese Anforderungen erfüllt definitiv ein klassisches oder sogar ein Headless CMS am besten. Der Vorteil eines Headless CMS ist natürlich, dass es Inhalte über die Schnittstelle an jeden beliebigen Kanal ausspielen kann. Mittlerweile beherrschen aber auch die klassischen Systeme die Möglichkeit eines sogenannten Decoupling. Mit anderen Worten: Die Inhalte können zusätzlich über eine Schnittstelle zur Verfügung gestellt werden. Natürlich ist diese Variante noch nicht so ausgereift, wie bei reinen Headless Systemen.
Fazit:
Ob statische Website, klassisches oder Headless CMS – bei der Wahl der richtigen Technologie gilt es so einige Kriterien zu beachten – Sicherheit, Umfang, Änderungsfrequenz, Performance-Level und viele weitere. Wir helfen Ihnen nicht nur bei der Auswahl, sondern unterstützen Sie gerne auch bei der Planung über die Entwicklung bis hin zum Roll-Out. Sprechen Sie uns einfach an!
Matthias Fänger
Telefon: +491703736826
E-Mail: matthias.faenger@muuuh.de